Führung neu gedacht:
Der Zusammenhang von Messung, Vertrauen, Sicherheit und Wirkung
Was wäre, wenn echte Sicherheit auf Vertrauen basiert, welches wiederum auf Kennzahlen basiert?
Ich möchte eine These und eine Antithese zur Bedeutung von Vertrauen und Sicherheit in Bezug auf Messungen und deren Wirkung gegenüberstellen. Im Anschluss möchte ich dann einen Bild entwerfen, wie die Synthese aus beiden zu einem wirkungsvollen Miteinander in Unternehmen, basierend auf Messungen werden kann.
Die These: „Messung ersetzt Vertrauen“
Könnte es sein, dass Messungen und Messbarkeit dort Sicherheit schaffen, gerade wo das Vertrauen fehlt und Kontrolle deshalb im Mittelpunkt steht?
Die Antithese: Messung bringt Vertrauen“
Könnte es sein, dass Messungen und Messbarkeit gerade das Vertrauen stärkt, weil sie Transparenz schaffen – und Wirkung erst durch nachvollziehbare Zahlen erreicht wird?

Wie wir wissen, dass jedes „Könnte es sein“ zugleich wahr und falsch sein kann. Es kommt auf die Perspektive an, auf das Menschenbild, auf den Kontext. Jede und Jeder in der Organisation kann deshalb der These oder der Antithese zugeneigt sein und diese Ansichten können sich ändern.
Könnte es sein, dass autoritäre Führungskräfte eher der These zustimmen und eher agil denkende Menschen eher zur Antithese neigen?
Doch was passiert, wenn beide Sichtweisen aufeinandertreffen? Wenn es sogar im selben Team unterschiedliche Meinungen über Transparenz, Kontrolle und Vertrauen gibt? Dann trifft die Sehnsucht nach einem vertrauensvollen Umgang mit Transparenz, sowie einer Kultur des gemeinsamen Gestaltens auf Skepsis und auf Widerstand sowie Unverständnis auf beiden Seiten.
These und Antithese im Widerstreit
Diese Skepsis begegnet uns sowohl auf der Führungsebene als auch bei Mitarbeitenden, wenn es um Messungen geht.
Typische Zuschreibungen von Mitarbeitenden zur Führungslogik hinter Messungen:
Messungen schaffen Sicherheit für die Führungsebene …
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um die Kontrolle zu haben und zu festigen
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zur Absicherung von Entscheidungen ohne selbst tief ins Projekt einzutauchen
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zur Vermeidung beziehungsweise Delegation von Verantwortung („Die Zahlen haben es ja so gezeigt…“)
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als Ersatz für einen echten Dialog, um sich nicht ernsthaft mit den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auseinandersetzen zu müssen
- zur Legitimation von distanziertem Verhalten anstelle von präsent involviert sein.
Es scheint um Sicherheit vor Kontrollverlust bei gleichzeitiger hoher Unsicherheit in komplexen Systemen zu gehen. Die Antwort darauf lautet oft: Ja, genau das!
Solche Zuschreibungen beruhen auf einem Führungsverständnis, in dem Messzahlen einer Seite ‚gehören‘ und dazu dienen, die andere Seite zu kontrollieren, klein zu halten oder für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. Dieses Verständnis steht im Gegensatz zu einem Zugang, bei dem Kennzahlen als gemeinsame Grundlage für Transparenz, Lernen, gemeinsames Wachstum und das Erzielen von gemeinsamem Impact genutzt werden.
Mann könnte es etwas provokativer formulieren, je nach Charakter:
Solche Zuschreibungen entlarven ein überholtes Führungsbild: Eines, in dem Kennzahlen als Machtinstrument dienen – um zu kontrollieren, zu begrenzen oder den eigenen Vorteil zu sichern. Doch wahre Führung entsteht dort, wo Zahlen zum gemeinsamen Spiegel werden – für Verständigung, gemeinsames Lernen, gegenseitiges Wachsen und echten Impact.
In Veränderungsprozessen sehe ich diese Zuschreibungen oft von den Mitarbeitenden auf ihre Führung bezogen.
Die Synthese – Kennzahlen schaffen Verbindung
Was wäre, wenn Führung auch anders verstanden werden kann? Wenn Führung Kennzahlen als Verbindendes Element sieht wo alle Betroffenen und Beteiligten in der Organisation davon profitieren und sich aktiv beteiligen und einbringen können.
Wo Messungen dann Sicherheit schaffen …
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für alle Beteiligten, um gemeinsame Orientierung zu ermöglichen
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motivierend für Teams, um den eigenen Beitrag zur Wirkung sichtbar zu machen
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für die Organisation, um fundierte Entscheidungen zu treffen
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als Basis für offenen Dialog für eine lernorientierte Steuerung der notwendigen Adaptionen
Das ist ein Bild für eine Sicherheit für Zusammenarbeit, Lernen und transparente Zielerreichung.
Alles nur eine Frage des Vertrauens?
Bei Sicherheit und Vertrauen sind demnach die zentrale Fragen:
- Wer traut wem was zu?
- Wo wird Vertrauen aufgebaut – wo verspielt?
- Wie lassen sich Messungen so gestalten, dass sie Vertrauen fördern – statt es zu ersetzen?
- Sodass Vertrauen Sicherheit schafft – und Sicherheit Wirkung?
Messungen wirken
Messungen wirken hauptsächlich dann, wenn wir messen dass wir …
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die richtigen Dinge tun
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Produkte effektiv und effizient auf den Markt bringen
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Führung und Mitarbeitende sich ergänzen, gesehen werden, wertgeschätzt, und sich in einem vertrauensvollen Umfeld erleben
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Kund:innen erhalten Dienstleistungen, denen sie vertrauen – mit echtem Mehrwert
Das alles lässt sich messen, also in Zahlen gießen.
Dann entsteh ein Mehrwert, der für alle sichtbar wird: für die Mitarbeitenden, für die Führung, für die Kund:innen.
Sicherheit als Vertrauensgrundlage
Wenn Sicherheit so zur Vertrauensgrundlage wird, dann bedeutet das:
Eine gesamtheitliche Sicherheit, die aus Transparenz, Nachvollziehbarkeit und gemeinsamer Orientierung und die Reflexion darüber entsteht und damit die Zusammenarbeit auf allen Ebenen stärkt.
Konkret:
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Planungssicherheit für Teams: Klarheit darüber, worauf es ankommt
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Verständnissicherheit: Zahlen helfen, Wirkung sichtbar und besprechbar zu machen
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Lern- und Dialogsicherheit: Zahlen als Startpunkt für gemeinsame Reflexion
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Zielsicherheit: Messen hilft, den Fokus auf Wirkung statt Aktionismus zu legen
Sicherheit ist damit das Fundament für Zusammenarbeit, Dialog und Lernen.
Zur Widerholung
Messungen schaffen dann echte Sicherheit, wenn sie Vertrauen nicht ersetzt, sondern Vertrauen ermöglicht.
So lassen sich These und Antithese verbinden:
Messungen schaffen echte Sicherheit, wenn sie Vertrauen stärkt und Dialog ermöglicht.
Das Beste aus beiden Welten vereint sich, wenn:
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Zahlen Orientierung geben und den Dialog fördern
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Transparenz zur Verständigung beiträgt – nicht zur Kontrolle
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Messung und Dialog gemeinsam Wirkung entfalten
So wird Messbarkeit zum Brückenbauer – zwischen Komplexität und Klarheit, zwischen Steuerung und Zusammenarbeit.
Könnte es sein, dass Messbarkeit dort am stärksten wirkt, wo sie das Gemeinsame stärkt – durch Dialog, durch Zusammenarbeit, durch ein geteiltes und somit gemeinsam getragenes Ziel?
Messungen als Vertrauensbasis
Woran kann ich erkennen, ob ich eher auf der Seite „Messung ersetzt Vertrauen“ oder auf der Seite „Bringt Vertrauen“ bin?
Immer dann wenn Kennzahlen dazu da sind Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, eine gemeinsame Kultur versucht wird zu erreichen, von allen Kennzahlen als hilfreich angesehen werden, als Grundlage für Entscheidungen herangezogen werden, Fragen der Effektivität und Effizienz damit beantwortet werden, sie als Steuerungsinstrument gelten, Frieden in Organisationen darüber erreicht wird und sie als Basis für Feedback und Reflexion dienen, sich also die Organisation und die Menschen weiterentwickeln, wachsen und der notwendige Wandel eingeleitet darüber eintritt.
Hier einige Beispiele dazu:
„Die Daten zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind – das gibt uns Vertrauen in unsere Entscheidungen.“
(Bindet Vertrauen an Evidenz, nicht an ein Bauchgefühl.)
„Wir haben die Zahlen – jetzt können wir offen über das sprechen, was dahinterliegt.“
(Stellt Messung als Türöffner für echte Gespräche dar. Damit werden Veränderungen in Gang gesetzt.)
„Ich will nicht messen, um dich zu bewerten – sondern um besser unterstützen zu können.“
(Betont die unterstützende Haltung gegenüber gemessenen Systemen, Personen oder Teams.)
„Ich vertraue dir, weil wir uns auf gemeinsame Messgrößen geeinigt haben – Die gemeinsame Sicht ersetzt die Kontrolle.“
(Verbindet Vertrauen mit Transparenz und gemeinsam entwickelter Messung.)
„Die Kennzahlen geben mir die Sicherheit, loszulassen.“
(Zeigt, dass transparente Metriken helfen, Vertrauen zu operationalisieren.)
„Transparente Metriken machen unseren Erfolg und unsere Notwendigkeiten sichtbar – für uns und andere.“
(Vertrauen wird durch Daten belegt und dadurch auch für Dritte nachvollziehbar. Verbindlichkeit entsteht durch Verbundenheit)
Könnte es also sein, dass Vertrauen wächst nicht trotz, sondern durch Messung und durch Zahlen nicht kontrolliert, sondern Verbundenheit geschaffen wird und die Menschen erst dafür sensibilisiert werden müssen?
Aus meiner Beratungspraxis weiß ich: Vertrauen entsteht nicht trotz, sondern durch Transparenz – vor allem im bewussten Umgang mit Kennzahlen. Genau dieser Zusammenhang macht in der Führung den Unterschied, wenn es darum geht, echten Impact zu erzielen. Deshalb lautet meine Antwort: Ja!



