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Entscheidungsstärke durch interorganisationale Interhierarchie

Was wäre, wenn die Entscheidungsträger des Top-Managements Entscheidungen treffen könnten, die mehrere zentrale Kriterien erfüllen?

Entscheidungen, die nicht wirksam für die Projekte sind, also:

  • Schnell getroffen werden, damit Engpässe und Hindernisse effizient aus dem Weg geräumt werden.
  • Hilfreich für das eigene Unternehmen und ebenso für die Zusammenarbeit mit Lieferanten sind, indem sie die Interessen beider Seiten fördern und eine kooperative Dynamik stärken.
  • Hilfreich für sich selbst, sodass sie mit ihren Entscheidungen zufrieden sind, sich mit sich im Reinen sein können und im Einklang mit dem Unternehmen. Entscheidungen, die ihnen Anerkennung von Mitarbeitenden, Lieferanten und Kunden bringen, weil sie als unterstützend und stärkend wahrgenommen werden.
  • Befähigend für andere, sodass alle Ebenen im Unternehmen in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, die das Entstehen richtiger Produkte fördern – also die Dinge richtig zu tun und die richtigen Dinge zu tun.

Eine solche Art von Entscheidungsstärke kann durch eine anwesende Präsenz und Verbundenheit erreicht werden, die Hierarchiegrenzen überwindet und eine Balanciertheit zwischen persönlicher Integrität und den Zielen der Organisation schafft.

Ein sehr effektiver Weg für diese Art der Führung und Zusammenarbeit ist der interorganisationale Ansatz verbunden mit der Interhierarchie.

Mehr zur Interhierarchie entdecken Sie hier:

Führungsaufgabe „Interhierarchie für effektives Management“

Ein praktisches Beispiel, das ich gemeinsam mit zwei beteiligten Unternehmen entwickelt habe, zeigt dies eindrucksvoll:

Zwei Unternehmen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, arbeiteten zusammen, um die Stärken beider Organisationen optimal zu nutzen. Der Auftraggeber – ein etabliertes, eher traditionell arbeitendes mittelständisches Unternehmen mit stark wasserfallorientierten Prozessen – traf auf einen Auftragnehmer, ein junges, dynamisches Unternehmen, das stark auf agile Methoden setzte.

Das traditionelle Unternehmen genießt weltweit einen hervorragenden Ruf und zählt zu den Marktführern in seinem Bereich. Aus dem Bedarf heraus, die digitale Transformation voranzutreiben, verfolgt es das Ziel, sowohl in bestehenden Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben als auch neue Wege zu erschließen. Dabei wird angestrebt, traditionelle Produkte auch digital anzubieten, um den Markt aktiv mitzugestalten und eine führende Position im Produktbereich zu erreichen.

Das heißt: Sowohl gleichzeitig bestehen als auch entstehen zu lassen, bezeichnet man als organisationale Ambidextrie. Aber was braucht es, um diese Balanciertheit zu erreichen?

Besonders notwendig und herausfordernd hat sich dabei die Fähigkeit zur Entscheidungsmöglichkeit und Entscheidungsstärke erwiesen – gerade in der digitalen Transformation, wo schnelle, wirksame und zielgerichtete Entscheidungen den Unterschied ausmachen können. Es braucht Führungskräfte, die die notwendige Flexibilität und Balanciertheit besitzen, um Altes zu bewahren und zugleich Innovationen zu fördern.

Entscheidungsstärke im Kontext des Gesamtvorhabens

Entscheidungsstärke ist die Fähigkeit, Entscheidungen nicht nur schnell und selbstbewusst, sondern auch im Sinne des gesamten Systems zu treffen.

Im Gegensatz dazu ist Entscheidungsschwäche häufig Ausdruck einer mangelnden Auseinandersetzung mit den systemischen Bedürfnissen der Organisation.

Wer nicht entscheidet, über den wird entschieden.

Das bedeutet: Wenn man nicht aktiv die Digitalisierung traditioneller Produkte vorantreibt, läuft man Gefahr, die Marktführerschaft an andere zu verlieren.

Die folgende Formel beschreibt die Faktoren, die zur Entscheidungsstärke beitragen:

  • Selbstvertrauen (SV): Die Überzeugung in die eigene Fähigkeit, richtige Entscheidungen zu treffen auch wenn der neue Markt noch nicht bekannt ist. Gerade hier können für das Management und die Führungskräfte intrapersonelle Konflikte auftreten. Mehr dazu hier:fuehrungsaufgabe-interhierarchie-fuer-effektives-management/.
  • Geschwindigkeit (G): Die Schnelligkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden.
  • Information (I): Die Qualität und Menge relevanter Informationen von den Teams und vom Markt.
  • Zeit (T): Die verfügbare Zeit, ein limitierender Faktor, damit Marktreife kalkulierbar und absehbar erreicht wird.

Formel: Entscheidungsstärke = (SV × G × I) / T

Wenn Zeit knapp ist, bleibt eine starke Entscheidungsfähigkeit nur dann erhalten, wenn Selbstvertrauen, Geschwindigkeit und Informationsbasis entsprechend ausgeprägt sind. Eine Führungskraft, die sich durch diese Eigenschaften auszeichnet, unterstützt das gesamte Team, was zu mehr Stabilität und Wirksamkeit führt. Denn wenn Entscheidungen ausbleiben, wird über einen entschieden – ein Szenario, das selten im Sinne des Unternehmens ist.

Entscheidungsstärke und Konfliktbewältigung

Interorganisationale, interhierarchische Teams schaffen ein unterstützendes Umfeld, das nicht nur die Entscheidungsstärke stärkt, sondern auch viele der inneren Konflikte mildert, mit denen Führungskräfte konfrontiert sind. In diesen Teams entsteht eine besondere Dynamik, die sich positiv auf die Organisation und ihre Mitglieder auswirkt.

Mit Nachdruck habe ich dabei auf die Notwendigkeit von kontinuierlichem Feedback und einem tiefen Verständnis der verschiedenen Disziplinen und Hierarchieebenen hingewiesen. Mit beharrliches Engagement ist es gelungen, ein wirklich interdisziplinäres und interhierarchisches Team zu formen, in dem alle Beteiligten gemeinsam lernen, sich gegenseitig unterstützen und Entscheidungen als kollektive Verantwortung sehen. Dieses Team schafft eine Atmosphäre, in der Herausforderungen offen angesprochen und effektiv gelöst werden können, was das Vertrauen stärkt und eine nachhaltige Zusammenarbeit fördert.

Besonders wichtig war es mir die Geschäftsführung von Auftraggeber und Auftragnehmer mit im Team zu haben und aktiv zu beteiligen.

Aus dem Feedback der Gesamtprojektleitung

Es ist über die Zeit so etwas wie eine gemeinsame Kultur entstanden, über beide Firmengrenzen hinweg. Das hätte ich zu Beginn nicht gedacht.

Damit war folgendes möglich:

  • Reflexion und Transformation: Regelmäßige Reflexionsphasen bieten die Möglichkeit, individuelle und kollektive Konflikte anzusprechen und zu transformieren. Dies stärkt das Selbstvertrauen und unterstützt die persönliche Weiterentwicklung.
  • Effektivität und Wirksamkeit: Regelmäßige Abstimmungen und eine transparente Kommunikation tragen dazu bei, dass sich Führungskräfte und Teams wirkungsvoll in ihrer Rolle wahrgenommen fühlen, was intrapersonelle Unsicherheiten verringert und die persönliche Arbeitszufriedenheit steigert.
  • Kooperation statt Konkurrenz: Anstelle von Konkurrenzdenken fördert die Zusammenarbeit in interhierarchischen Teams ein Zugehörigkeitsgefühl und echte Kooperation, was inneren Druck und Unsicherheit reduziert.
  • Transparenz und Vertrauen: Durch eine transparente Entscheidungsfindung und die Einbindung aller relevanten Ebenen wird das Vertrauen innerhalb der Organisation gestärkt. Dies steigert das Wohlbefinden und reduziert Unsicherheiten, die aus unklaren Strukturen resultieren könnten.
  • Bewusstsein für Verbundenheit: Interhierarchische Teams fördern ein gemeinsames Verständnis für die Spannungsfelder zwischen Autonomie und Zugehörigkeit. Dies erleichtert den Umgang mit intrapersonellen Konflikten, indem es eine Balance zwischen individuellen und systemischen Bedürfnissen schafft.

Setup zur Zielerreichung

In meiner Rolle als Organisationscoach konnte ich ein Setup entwickeln, das die Performance steigert, die Zielerreichung fördert, eine gemeinsame Kultur stärkt und Rollenkonflikte reduziert.

Abb. Interhierarchischer und interorganisationaler One-Team Ansatz © Anton Jessner

Rahmenbedingungen für Interhierarchie und Interorganisation

  • Im Management Team muss ein Vertreter jedes anderen Team sitzen
  • In jedem Team musste ein Mitglied aus Auftraggeber und Auftragnehmer sitzen.
  • Für die Umsetzung gab  gibt es mehrere Teams mit klaren Zuständigkeiten.
  • Ein Teammitglied konnte auch in mehreren Teams gleichzeitig sein.

Aufgaben der Teams

  • Das Management Team hat die einzelnen Teams Autorisierung und deren Hindernisse beseitigt und sorgt somit für Effektivität in der gesamten Entwicklung.
  • Delivery Team hatte aus Hauptzweck das Produkt zu entwickeln und Feedback vom Feedback Team anzunehmen und Hindernisse an das Management Team weiterzuleiten
  • Machbarkeits Team widmet sich fokussiert auf die kniffligen Herausforderungen im speziellen Umfeld des Produktes
  • Produkt-Feedback Team testet das laufend entstehende Produkt, damit es tut was es tun soll und stimmig ist.

Mit diesem Setup, das sicherstellt, dass sich das Management-Team aller Herausforderungen bewusst ist, können Entscheidungen rasch und koordiniert über beide Organisationen interorganisational transparent getroffen werden.

Die Zusammenarbeit in interhierarchischen Teams stärkt die Leistung und Zielorientierung, indem sie klare Strukturen und gemeinsame Ziele schafft. Die Verteilung von Rollen und Verantwortlichkeiten wird durch transparente Kommunikation gefördert, was Rollenkonflikte reduziert und die Sicherheit in den Entscheidungsprozessen steigert.

  • Bessere Entscheidungsfindung: Entscheidungen in interhierarchischen Teams basieren auf gemeinsamer Diskussion, was die Unsicherheiten verringert und eine geteilte Verantwortung schafft. Dadurch wird die kognitive Last für Einzelpersonen reduziert und die Entscheidungsqualität gesteigert.
  • Förderung von offenem Feedback: Ein offener Austausch ermöglicht es den Teammitgliedern, kontinuierlich Feedback zu geben und zu erhalten, was nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch die Gesamtleistung des Teams verbessert. Feedback wird hier als konstruktives Instrument zur gemeinsamen Zielerreichung verstanden.
  • Fehlerkultur als Performance-Treiber: Eine positive Fehlerkultur schafft Sicherheit, indem sie Fehler als Lernchancen behandelt. Dieses Sicherheitsgefühl fördert das Vertrauen und reduziert die Hemmung, innovative Entscheidungen zu treffen und neue Ansätze zu verfolgen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
  • Gemeinsame Reflexion zur Zielausrichtung: Regelmäßige Reflexionsphasen bieten die Möglichkeit, individuelle und teambezogene Ziele zu überprüfen und anzupassen. Diese Phasen fördern die Selbstreflexion und helfen, potenzielle Konflikte proaktiv zu lösen, wodurch eine klare, gemeinsame Zielausrichtung entsteht.
  • Stärkung der Teamkultur und Zugehörigkeit: Durch die Bildung enger sozialer Bindungen im Team wird ein Gefühl der Zugehörigkeit gestärkt, das die Teamkultur festigt und isolierte Arbeit verhindert. So entstehen nicht nur starke Leistungsdynamiken, sondern auch ein solides „Wir-Gefühl,“ das die Zielerreichung unterstützt.

Resultate

Durch den Austauschen im interhierarchischen Führungsteam konnten wir messbar die Anzahl der Impediments signifikant lösen.

In diesem Zusammenhang verstehe ich unter einem Impediment alles, was die effektive Markteinführung des Produkts behindert.

Konkrete Impediment Beispiele:

  • Fehlendes UX Know How im Team führt zu nachträglich müssen fertige Teile adaptiert werden.
  • Stau bei Gesamtabnahme blockiert Feedback an das Delivery Team.
  • Kundensegmente werden in der Implementierung nicht klar definiert.
  • Traditionelle UseCase Definition führt zu verkoppeltet Anwendungsteilen.
  • Delivery Team bracht mehr technische Expertise.

Abb: Gelöste Impediments pro Woche © Anton Jessner

Anders ausgedrückt: Der gleiche Effekt zeigt sich stets nach den Management-Retrospektiven. Das Management scheint dabei die richtigen Entscheidungen schnell und effektiv zu treffen.

Nach jedem Treffen des Management-Teams (ROTE PFEILE) wird deutlich, wie die Herausforderungen signifikant gelöst wurden.

Abb: Impediment Burn-Up über den Projektverlauf © Anton Jessner

Hinweis: Dieselben Hindernisse traten nur sehr selten erneut auf, jedoch entstanden kontinuierlich neue. Das ist ein normaler Prozess. Daher bleibt die Anzahl der Impediments scheinbar konstant, obwohl ständig unterschiedliche Herausforderungen gelöst werden.

Zusammenfassung der Erfolgsfaktoren

Der Artikel beschreibt den Erfolg eines Projekts, das darauf abzielte, durch gezielte Maßnahmen eine gemeinsame Basis und Transparenz im Team mit Interhierarchie zu schaffen.

  • Herstellung von Gemeinsamkeit: Ein gemeinsames Verständnis im Team führte zu besseren Ergebnissen und verringerte das Risiko von Missverständnissen.
  • Feedback und Umgang mit Fehlern: Ein konstruktiver Umgang mit Feedback und Fehlern wurde gefördert, um kontinuierliches Lernen zu unterstützen.
  • Messbarkeit und Hindernisbeseitigung: Durch die Einführung von Indikatoren für den Fortschritt konnten Hindernisse identifiziert und gezielt beseitigt (Anzahl der gelösten Impediments pro Woche) werden.
  • Transparenz: Alle Teammitglieder waren stets über die Ziele und Maßnahmen informiert, was die interpersonellen Konflikte deutlich reduzierte.

Mein Auftrag bestand darin, das Projekt zum Erfolg zu führen, indem ich die Herausforderungen im Delivery-Team gezielt anging. Durch die Einbindung interhierarchischer und interorganisationaler Ansätze konnte der Flaschenhals, der durch die ausschließliche Fokussierung auf das Delivery-Team entstand, erfolgreich beseitigt und eine effektive Zusammenarbeit etabliert werden. (A. Jessner)

Der interorganisationale Ansatz, bei dem ein traditioneller Auftraggeber und ein agiler Auftragnehmer zusammenarbeiten, zeigt, dass Entscheidungsstärke nicht nur eine individuelle Fähigkeit ist, sondern zu einem systemischen Erfolg werden kann. Interhierarchische Teams schaffen die Rahmenbedingungen, um Entscheidungen im Sinne des gesamten Unternehmens zu treffen und Konflikte gezielt anzugehen. Der regelmäßige Austausch und die offene Kommunikation fördern ein vertrauensvolles Klima und eine starke Zusammenarbeit, die eine nachhaltige, positive Arbeitsatmosphäre schafft.

Top- und mittleres Management werden so selbstwirksam und für die Organisation wirksam, gemeinsam mit den Team, mit den Mitarbeitenden!

Dieses Setup ermöglicht Führungskräften, ihre Entscheidungsfähigkeit weiter zu optimieren, und unterstützen Teams dabei, mit einem klaren Ziel und einem starken Gemeinschaftsgefühl auf ein gemeinsames Ergebnis hinzuarbeiten. In diesem Kontext bedeutet Entscheiden, Verantwortung zu übernehmen und das System aktiv zu stärken.

Next steps

Ich habe zahlreiche Organisation (im zweistelligen Bereich) beratende und operativ mit meinen interhierarchischen Ansatz erfolgreich begleitet. Ich kenne daraus die notwenigen Herausforderungen, Herangehensweisen und Rahmenbedingungen mit interhierarchischen Settings aus über 15 Jahren Expertise im Feld.

Branchen, wo ich diesen Ansatz anwende sind u.a. Banken, Telekommunikation, Energie, IT Dienstleistungen, Hochsicherheitsbereich und Start-ups.

  • Welche Herausforderungen stehen Ihrer Organisation im Weg? Teilen Sie Ihre Gedanken oder Fragen in den Kommentaren oder schreiben Sie mir direkt – ich freue mich auf den Austausch!
  • Möchten Sie erfahren, wie Sie interhierarchische Zusammenarbeit in Ihrer Organisation erfolgreich umsetzen können?
    Lassen Sie uns darüber sprechen! Kontaktieren Sie mich für ein unverbindliches Erstgespräch, um herauszufinden, wie meine Beratungsansätze Ihnen helfen können.

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