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Wie Führungskräfte und Entscheider mit Mob-Working profitieren


Mob Working als co-kreatives Führungsinstrument

Für Manager:innen und Top-Entscheider:innen ist es oft schwierig, die Balance zwischen Strategie, operativem Geschäft und der Unterstützung ihrer Teams zu finden. Projekte geraten ins Stocken, Ziele werden nicht erreicht, und die Gründe sind nicht immer offensichtlich. Mob Working ist nicht nur eine Methode für Teams – es ist ein Werkzeug für Führungskräfte, um aktiv an Lösungen mitzuwirken, Blockaden zu verstehen und effektive Veränderungen zu ermöglichen. Zudem schafft es durch interhierarchische Zusammenarbeit eine Plattform, auf der Führungskräfte und Teams als Einheit agieren können.

Mob Working kann für Führungskräfte entscheidend sein

– Tiefe Einblicke: Führungskräfte gewinnen ein besseres Verständnis für die Herausforderungen ihrer Teams, anstatt nur von außen zu beobachten.
– Gemeinsame Verantwortung: Mob Working bringt alle Beteiligten – von Teammitgliedern bis zur Geschäftsführung – an einen Tisch, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und interhierarchische Teams zu fördern.
– Bessere Entscheidungen: Durch direkte Teilnahme und Austausch können Entscheidungen schneller und fundierter getroffen werden.
– Vorbildfunktion: Manager:innen, die sich in den Prozess einbringen, setzen ein Zeichen für Zusammenarbeit, Engagement und Veränderungsbereitschaft.

Ein festgefahrenes Projekt als Beispiel

Ein großes Projekt stand vor dem Scheitern, trotz zahlreicher Anläufe über einige Jahre hinweg.

Die Herausforderungen:

Traditioneller Ansatz beim Auftraggeber (AG)

Ein Pflichtenheft und ein striktes Prince2-Vorgehen, bei dem viele Anforderung eng gekoppelt waren, brachte den agilen Auftragnehmer in die Herausforderung der Entkopplung.

Agiler Ansatz beim Auftragnehmer (AN)

  • TEAM: Das Team war mit der Umsetzung des traditionellen Plichtenheftes überfordert. Begonnene Arbeit, beeinflusste das davor umgesetzte.
  • FÜHRUNG: Scrum wurde genutzt, aber ohne echte Führung und ohne Einbindung der Geschäftsführung.

 Folge – Management und Teams – AG und AN – liefen auseinander

  • Über 40 ungelöste Hindernisse, Frustration auf beiden Seiten und keine klaren Fortschritte.
  • Geringe Kopplung des traditionellen und des agilen Vorgehens brachte das Team und das Management nicht auf Linie

Die Frage war: Soll das Projekt abgebrochen werden oder gibt es noch einen Ausweg?

Ausweg – Der Neustart mit Mob Working

Ich wurde hinzugezogen, um das Projekt zu retten. Ich schlug vor, radikal neu zu beginnen – mit Mob Working als Kernmethode. Durch diesen Ansatz wurde nicht nur die Zusammenarbeit verbessert, sondern auch die Prinzipien der Interhierarchie gefördert, wo es zu einer Gemeinsamen Sichtweise von Management und des Team zugunsten einer gemeinsamen Perspektive und Verstehens kommt.

Mehr über das Thema Interhierarchie erfahren:

Führungsaufgabe „Interhierarchie für effektives Management“

Und hier die wichtigsten Schritte für Mob Working:

1. Klarheit und Commitment

   – Die Geschäftsführung des AN entschied sich mutig für einen Neustart mit Anton als Lead.
   – Ein “Single Story Board”-Ansatz wurde eingeführt: Es wird immer nur an einer Aufgabe gearbeitet, bis sie vollständig abgeschlossen ist.
   – Jede:r im Team, auch die Geschäftsführung, musste sich aktiv beteiligen oder die Freiheit nutzen, auszusteigen.

2. Struktur und Disziplin

   – Tägliche Arbeit in vier Mob-Sessions à 90 Minuten, pünktlicher Start um 8:30 Uhr.
   – Der Arbeitsraum wurde so gestaltet, dass alle an einem Tisch saßen, mit einem Beamer und einem Computer.
   – Reflexionsrunden nach jeder Session: Was lief gut? Was können wir besser machen?

3. Gemeinsame Verantwortung

   – Geschäftsführung und Product Owner nahmen aktiv an den Sessions teil. Sie gewannen Einblicke in die Gründe für die Blockaden und unterstützten die Entkopplung von Anforderungen, Tests, Infrastruktur und Deployment.
   – Alte Muster wie das Arbeiten an halbfertigen Aufgaben wurden abgeschafft. Alles wurde konsequent abgeschlossen.

4. Klare Regeln und Struktur im MOB

  • Ein gemeinsames Setup
    • Ein Raum, ein Computer, eine Tastatur. (Anm.: Es funktioniert analog in einem virtuellen Raum)
    • Das gesamte Team arbeitete zusammen an der gleichen Aufgabe.
    • Alle 10 Minuten wechselte der Driver, unabhängig von der Rolle der Person.
  • Verbindlichkeit durch Regeln
    • Jede:r, der den Raum betrat – auch Manager:innen, Kund:innen oder andere Stakeholder – musste als Driver mitarbeiten.
    • Wer nicht mitmachen wollte, konnte sich anderen Aufgaben widmen, musste aber den Raum verlassen.
  • Klare Kommunikation und Reflexion
    • Nach jeder 90-minütigen Arbeitssession gab es eine Mini-Retrospektive, in der besprochen wurde, was gut lief und was am Prozess der Zusammenarbeit verbessert werden könnte.
    • Herausforderungen wurden sofort gemeinsam angegangen, ohne das Setting zu verlassen.
  • Keine sonstigen Meetings und Synchronisationen
    • Die Arbeit im Mob macht ALLE anderen Meetings überflüssig!

Mob in einem Bild

Abb.: Mob Working © Anton Jessner

WISSEN wird durch die NAVIGATOREN generiert und verteilt, KÖNNEN wird beim DRIVER erzeugt. Das WARUM entsteht gemeinsam.

  • Wie die Rollen von Driver und Navigator ineinandergreifen, um das Zusammenspiel von Was, Warum und Wie zu ermöglichen.
  • Der Driver ist für reines Lernen verantwortlich (Wie), während die Navigatoren im Team die strategische Ausrichtung (Was & Warum) definieren.
  • Der Übergang vom Driver (operativ) zu den Navigatoren (strategisch) fördert ein iteratives Vorgehen und ermöglicht einen ständigen Austausch zwischen Umsetzung und Vision.

Der ursprüngliche Mob Working Ansatz kommt von Hunter Industries und ist unter dem Namen Mob Programming für Teams bekannt geworden. Ich habe dann den Ansatz mit den Mini-Retrospektiven auf die Steuerung ganzer Projekte und Organisationen inklusive Management Integration erweitert.

Die Ergebnisse: Nach fünf Wochen

Rückblickend aus dem Interview mit meinem Auftraggeber:

Weil unser Problem war ja, dass wir eigentlich mit wenig fertig geworden sind und viel angefangen haben.

Und das lag daran, dass einfach die Anforderungen an dieses System, das wir umgesetzt haben, so formuliert gewesen sind, dass wenn du irgendein Detail machst, es immer Wechselwirkungen mit anderen Teilen gegeben hat. Das heißt, wir haben nichts fertigstellen können.

Du hast, und das war auch ganz, ganz super, weil alle im Team, also inklusive mir aus jeder muss fahren. Also wenn du diesen Raum betrittst, musst du fahren. Das war eine der Regeln.

Und wenn die Geschäftsführung hereingekommen ist oder vom Kunden ein Beauftragter, hat auch der fahren müssen. Fahren heißt diese 10 Minuten am der Tastatur sein. Warst du quasi in dieser Energie und auch in dem Raum drinnen, vom Eigentümer bis zum Kunden, alle in diesem einen Team, diesen One Team Ansatz.

Und wenn es Schwierigkeiten gegeben hat, die anderen haben sofort geholfen und du warst sofort drinnen. Du bist quasi im Produkt drinnen integriert gesessen.

Wir haben in relativ kurzer Zeit ein nicht funktionales in ein funktionales Gesamtteam transformiert.

Wir haben tolle Transparenz geschaffen, wo unsere Probleme gelegen haben, haben die eigentlich alle im Team lösen können.

Ja, genau. Ja, also zusammenfassend, was es uns gebracht hat, ist eben ein Produkt, das seit sieben Jahren ein erfolgreicher Markt ist. (CEO Auftragnehmer)

Für Führungskräfte besonders
  • Direkte Einbindung: Führungskräfte sind Teil des Prozesses, statt nur zu delegieren. Sie arbeiten mit den Teams an echten Problemen und werden so zu Vorbildern für Zusammenarbeit und Veränderung.
  • Mehr Klarheit: Durch den direkten Austausch erkennen Manager:innen, wo die tatsächlichen Hindernisse liegen, und können besser priorisieren.
  • Kultureller Wandel: Mob Working fördert eine offene, transparente Arbeitsweise, bei der sich jede:r gehört und wertgeschätzt fühlt.
  • Schnellere Entscheidungen: Durch die enge Zusammenarbeit entstehen fundierte Entscheidungen ohne lange Abstimmungswege.
Ein starkes Team

Aus einem fragmentierten Team wurde eine Einheit, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeitete und Fortschritte sichtbar machte.

Neue Strukturen

Anforderungen wurden komplett neu geschrieben. Statt Use Cases (UC) nutzte das Team User Stories (US), und eine übersichtliche Abbildung in JIRA sorgte für Klarheit.

Bessere Zusammenarbeit

Der AG wurde agiler, priorisierte besser und arbeitete eng mit dem AN zusammen. Beide Seiten schufen eine gemeinsame Basis für die Projektarbeit.

Messbare Erfolge

Nach sieben Monaten lag die Abweichung bei nur 8 % – im Vergleich zu vorherigen Projekten mit bis zu 300 % Abweichung.

Performance durch Interhierarchie

Abb.: Anzahl der fertiggestellte Einheiten (User Stories) pro Zeiteinheit (1 Sprint = 2 Wochen) © Anton Jessner

Der Mehrwert von Mob Working für Führungskräfte –
Wo überall sonst noch?

Für Management und Führungskräfte bietet Mob Working weit über die Teamzusammenarbeit hinaus zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Es kann gezielt genutzt werden, um Führungsaufgaben effizienter und effektiver zu gestalten, insbesondere in komplexen oder anspruchsvollen Situationen. Hier einige Beispiele:

1. Strategische Ausrichtung und Visionserarbeitung

  • Nutzen: Führungskräfte können Mob Working einsetzen, um gemeinsam mit Teams eine klare, umsetzbare Strategie zu entwickeln, die von allen verstanden und getragen wird.
  • Beispiel: Entwicklung einer Unternehmensvision mit bereichsübergreifenden Inputs und schnellem Feedback.

2. Entscheidungsfindung bei Unsicherheiten

  • Nutzen: Komplexe Entscheidungen, die mehrere Perspektiven und Fachbereiche erfordern, können durch Mob Working schneller und fundierter getroffen werden.
  • Beispiel: Einführung neuer Technologien oder Bewertung von Investitionsoptionen.

3. Konfliktlösung zwischen Abteilungen

  • Nutzen: Führungskräfte können durch Mob Working als Moderatoren auftreten, um Spannungen zwischen Teams oder Hierarchieebenen zu klären und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
  • Beispiel: Konflikte zwischen Produktentwicklung und Vertrieb bei der Priorisierung von Kundenanforderungen.

4. Veränderungsprojekte und Transformationen

  • Nutzen: Führungskräfte können die aktive Einbindung aller Beteiligten sicherstellen, um Widerstände zu minimieren und einen echten kulturellen Wandel zu fördern.
  • Beispiel: Einführung agiler Methoden in traditionellen Organisationen.

5. Förderung von Interhierarchie und Transparenz

  • Nutzen: Mob Working bietet Führungskräften eine Plattform, um mit Mitarbeitenden auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten, Hierarchiegrenzen zu überwinden und Vertrauen aufzubauen.
  • Beispiel: Jahresplanung oder Innovationsworkshops mit Mitarbeitenden verschiedener Ebenen.

6. Krisen- und Notfallmanagement

  • Nutzen: Schnelle und koordinierte Maßnahmen können durch die enge Zusammenarbeit in real-time Sitzungen erreicht werden. Führungskräfte bleiben dabei direkt informiert und handlungsfähig.
  • Beispiel: Umgang mit unerwarteten Marktveränderungen oder Lieferkettenproblemen.

7. Leadership Development und Coaching

  • Nutzen: Mob Working kann zur Entwicklung von Führungskompetenzen verwendet werden, indem Führungskräfte neue Methoden erlernen und sie direkt anwenden.
  • Beispiel: Training in Entscheidungsfindung, Kommunikation und moderner Führung.

8. Mitarbeiterbindung durch Feedbackkultur

  • Nutzen: Führungskräfte können eine offene Feedbackkultur etablieren, indem sie sich aktiv in gemeinsame Arbeitsprozesse einbringen und gegenseitiges Verständnis fördern.
  • Beispiel: Regelmäßige Team- oder Projektreflexionen, um Verbesserungen umzusetzen.

9. Optimierung von bereichsübergreifenden Projekten

  • Nutzen: Führungskräfte können Silos aufbrechen und die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen fördern, indem sie alle Beteiligten in einen gemeinsamen Arbeitsprozess einbinden.
  • Beispiel: Produktentwicklungsprojekte, die Marketing, Vertrieb und IT integrieren.

10. Innovation und Geschäftsmodellentwicklung

  • Nutzen: Mob Working fördert die kreative Zusammenarbeit von Führungskräften und Mitarbeitenden, um neue Geschäftsmodelle oder Produkte zu entwickeln.
  • Beispiel: Identifikation und Bewertung neuer Marktchancen.

11. Mentoring und Nachwuchsförderung

  • Nutzen: Führungskräfte können Mob Working nutzen, um junge Talente aktiv einzubinden, deren Ideen zu fördern und gleichzeitig Leadership-Kompetenzen weiterzugeben.
  • Beispiel: Gemeinsame Sessions zur Entwicklung neuer interner Prozesse oder Produkte.

12. Förderung der Unternehmenskultur

  • Nutzen: Führungskräfte können durch Mob Working Werte wie Zusammenarbeit, Respekt und Innovation erlebbar machen und so die Kultur nachhaltig stärken.
  • Beispiel: Organisation von interhierarchischen Workshops zu Themen wie Diversity oder Nachhaltigkeit.

Fazit: Gemeinsam erfolgreich

Mob Working ist mehr als eine Methode – es ist ein Führungsinstrument, das Transparenz, Zusammenarbeit und schnelle Ergebnisse fördert. Führungskräfte können es nutzen, um ihre eigene Wirksamkeit zu steigern, ihre Teams besser zu verstehen und langfristig einen kulturellen Wandel zu fördern. Es ermöglicht, nicht nur zu delegieren, sondern aktiv Teil der Lösung zu sein – ein entscheidender Vorteil in der modernen Arbeitswelt.

Mob Working ist demnach nicht nur eine Methode für Teams, sondern auch ein mächtiges Werkzeug für Führungskräfte.  Es hilft, Herausforderungen sichtbar zu machen, Blockaden zu lösen und Projekte auf Erfolgskurs zu bringen. Gleichzeitig stärkt es die Zusammenarbeit zwischen Teams und Entscheider:innen. Mit der Integration von Interhierarchie und interhierarchischen Teams schafft Mob Working eine einzigartige Synergie, die nicht nur für Projekte, sondern auch für die gesamte Organisation von Vorteil ist.

Next Steps

Stehen Sie als Führungskraft vor einem festgefahrenen Projekt oder möchten die Zusammenarbeit mit Ihren Teams verbessern?
Mob Working könnte die Lösung sein! Lassen Sie uns ins Gespräch kommen und gemeinsam konkrete Ansätze für Ihren Kontext entwickeln.

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