Skip to main content

Die HR-Abteilungen leiden. Unzufriedenheit mit Führung ist der häufigste Kündigungsgrund von Mitarbeitenden. Besonders stark betroffen sind Schlüsselpositionen. Häufiger Mitarbeiterwechsel hat gravierende Folgen. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass Gehalt nicht mehr nachhaltig für Zugehörigkeit sorgt. 

Gehaltserhöhungen sind nur temporär kurzfristige Lösungen. Es herrscht ein enormer Schmerz in Unternehmen, wenn Mitarbeitende gehen. Fehlendes Know-how und Expertenwissen verzögert Digitalisierungsinitiativen trotz der vorhandenen Budgets für deren Umsetzung.

Konkret heißt es in der Studie: „Den größten Hebel zur ungewollten Fluktuation stellt die kritische Auseinandersetzung mit der Qualität der Führungsarbeit und deren Weiterentwicklung dar.“

Der von mir propagierte Lösungsansatz ist die Connecting Authority – die verbindende Autorität – mittels Beziehungsgestaltung. Dabei wird eine Reduktion von Führungskonflikten zwischen Führenden und ihren Mitarbeitenden erreicht. Sicherheit und Stabilität wird verankert, das führt zu mehr Zufriedenheit der Führenden und der Mitarbeitenden. 

Weitere Details sind nachzulesen in meinem Blogbeitrag Beziehungsgestaltung verringert Personalfluktuation.

Beziehungsgestaltung verringert Personalfluktuation

Dieser Blogbeitrag widmet sich der Beziehungsgestaltung, um Kooperation innerhalb von Teams und speziell auch Kooperation von Führung und deren Team zu erhöhen.

Das Potential zu mehr Kooperation wird durch die Connecting Authority gehoben.

Führung gestaltet sowohl den Zweischritt von „Führung anbieten“ und „Führung durch die Mitarbeitenden annehmen“, als auch die Selbstführung und Präsenz, um dann in Kooperation und Ko-Führung zu kommen.

 

Beziehungsgestaltung durch Integrität und Selbstführung

Wenn Führung präsent sein soll, muss Führung zuerst bei ihrer„Selbstführung“ ansetzen. Der Zweischritt “Führen und Folgen” wird zu einem Dreischritt ausgebaut: 1. Selbstführung, 2. Führungsoffenbarung, 3. Führungsannahme.

Die Selbstführung basiert auf dem Kontakt zu sich selbst, zu seinen Intentionen, zu seiner Reflexion. Das führt zu Integrität. Das sich selbst Führen entsteht außerdem aus dem Momentum der Wichtigkeit der Verbundenheit der Führung in der Organisation. Führungsqualität wird zu Zugehörigkeitsqualität durch Verbundenheit. Die Verbundenheit der Führung wird erreicht, wenn es der Führungskraft für sich selbst wichtig ist, dass die Mitarbeitenden Erfolge erzielen und diese sich dabei auch weiterentwickeln. Die Interessen der Mitarbeitenden werden auch zu einem Teil des Interesses der Führung. 

Ich drücke das gerne mit meiner Metapher des Beziehungsgestaltungsfisches aus. Der Fisch steht für Führungsbeweglichkeit.

Beziehungsgestaltungsfisch

Damit ist die Führung präsenter und näher und in dem Sinne auch als beziehungsverantwortlich und beziehungsgestaltend wirksam.

Aus dem Momentum der Verbundenheit Führung und der Transparenz der Führung entsteht Zuversicht, Sicherheit und Stabilität beim Mitarbeitenden. Der Schlüssel ist, dass Führung ihr Handeln offenbart. Daraus entsteht Anschlussfähigkeit für die Mitarbeitenden. 

Mehr zu Stärke der Selbstführung in meinem Blogbeitrag “Führungsaufgabe Selbstführung vor Fremdführung”:

Führungsaufgabe „Schubumkehr Selbstführung vor Fremdführung“

Beziehungsgestaltung durch Kooperation und Ko-Führung

Führung hat mit der Connecting Authority (der verbindenden Autorität) mehr Präsenz, die notwendige Integrität, die Transparenz und die Reflexion in der Organisation und so können weitere Aspekte der Beziehungsgestaltung erreicht werden:

1. Selbstoffenbarung durch Transparenz des Handelns

Ich als Führung kündige an, was ich tue und ich sage warum ich was getan habe. Ich, als Führung teile meine Intentionen über meine eigene Führung mit, damit andere die Beweggründe verstehen, mit mir reflektieren und letztlich auch Führungsaufgaben übernehmen können. Mitarbeitende können in Ko-Führung gehen. Eine gesamte Organisation kann ko-geführt werden ohne zuerst einmal wesentliche Änderungen an den Hierarchien vorzunehmen.

2. Stärke des Systems durch Fokus auf gestärkte Führung

Eine Metapher für “Führung stärkt sich selbst” ist die Anweisung der Flugzeugcrew, bei Sauerstoffabfall zuerst sich selbst eine Maske aufzusetzen und dann sich um die mitreisenden Kinder zu kümmern. Es ist eigentlich ganz einfach. Der Grund dafür ist, dass Sie anderen helfen können. Was meine ich damit? Während eines Notfalls, in dem die Luft im Flugzeug dünner wird, ist es wichtig, dass Sie atmen können. Sie können benommen werden und wenn Sie versuchen, jemandem beim Aufsetzen der Maske zu helfen und Ihnen schwindelig wird, ist es nicht so effektiv, als wenn Sie in der Lage sind, klar in der Situation zu denken.

Vorbauende Präsenz

Vorbauende Präsenz um bei Konflikten der Anker im Sturm zu sein. Die Haltung: „Ich bin da und ich bleibe da, auch wenn es schwierig ist“. „Du bist mir wichtig. Als Führung bin ich nicht nur da, wenn es schwierig ist, sondern von Beginn an.”

Transparente Führungsbündnisse

Führung muss in erster Linie zuerst sich selbst stärken und dann erst die Mitarbeitenden. Führung braucht transparente Führungsunterstützung durch andere Führende: Ich hole mir Unterstützung. Das ist der zentrale Schlüssel für Kooperation in der Digitalisierung. Man spricht hier von führungskräfteübergreifender Zusammenarbeit – beispielsweise abteilungsübergreifende Projektarbeit.

Permanente Beziehungsangebote

Versöhnungs- und Beziehungsgesten: “Ich zeige Dir, dass Du mir wichtig bist, auch wenn ich mit der Kooperation oder dem Arbeitsergebnis nicht zufrieden bin.”

3. Konflikte als hilfreich anerkennen und nutzen 

Deeskalation  durch Selbstbestimmung

Im Konfliktfall gehe ich nicht direkt in eine heiße Eskalationsdynamik: Ich als Führung bestimme mein Verhalten und nicht deines. „Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist (Haim Omer)“. Indem die Führung in die Selbstbestimmung geht, löst es beim Gegenüber einen Selbstreflexionsprozess aus.

Konfliktverzögerung durch Stossdämpferhaltung

Aus meiner Position lege ich Protest ein: Ich bin nicht einverstanden und komme darauf zurück. „Und bist du nicht willig… so brauch ich Geduld” (Haim Omer). Diese Haltung wird auch Stossdämpferhaltung genannt.

Soziale Reintegration statt Sanktion

Soziale Wiederintegration tritt anstelle einer Sanktion bei Fehlverhalten: „Ich unterstütze Dich bei der Wiedergutmachung in einem Prozess der Wiedergutmachung.”

Weiterführende Details zu den Punkten 1-3 in meinem Blogbeitrag “Führungsaufgabe Selbstführung vor Fremdführung”:

Führungsaufgabe „Schubumkehr Selbstführung vor Fremdführung“

Konkrete Auswirkungen

Beziehungsgestaltung wird zur massgebenden Kraft für Zugehörigkeit durch Verbundenheit. Führung hat mit der Connecting Authority den dafür notwendigen Gestaltungsspielraum um Verbindlichkeit herzustellen.

Der Beziehungsgestaltungsfisch steht für mehr Beweglichkeit in der Führung, damit auch die Geführten beweglicher sind. (A.Jessner)

Mit der Beziehungsgestaltung der Connecting Authority – der verbindenden Autorität – fungiert sie als Bindeglied zwischen Struktur und Strategie und zwischen Struktur und Prozessen. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln lassen sich damit die notwendigen agilen Zutaten wie Kooperation und Bindung herstellen und last but not least Stabilität und Sicherheit für die Führung und deren Mitarbeitenden gewährleisten.

Führung führt sich selbst transparent und reflektierend, damit sie den Geführten den Sinn ihre Haltung mitteilen kann, damit diese folgen können, damit gemeinsam mit mehr Verständnis und Verbundenheit Produkte entwickelt und in einem geneinsamen Weg Prozesse gestaltet werden.

Verbundenheit durch Beziehungsgestaltung verringert nicht nur “Hop-und-drop Verhalten”, gemeint ist der Unternehmenswechsel von Mitarbeitenden nach Konflikten, sondern ist konstruktiver Kitt eines gemeinsamen Weges.

Verbundenheit schafft Verbindlichkeit.

Das Resultat ist ein höheres Vernetzungspotential in den Teams durch Führungsverständnisvermittlung und Ko-Führung.

Führungsinvolviertheit erfahren Mitarbeitende beispielsweise im Scrum Team, wenn die Developer:innen die Autonomie über die Qualität des Produktes bekommen und der ScrumMaster die Autonomie über die Produktivität. Damit werden Developer:innen von der Last der Selbstoptimierung freigespielt. Der ScrumMaster kann die notwendigen Experimentierräume für Veränderungen zur Verführung stellen. Der Aushandlungsprozess zwischen ScrumMaster und Developer:innen ist notwendig und kann durchaus mit der beschriebenen Connecting Authority gestaltet werden.

Analog zur Connecting Authority ist mein Motto: „Was brauche ich von Dir und was brauchst Du von mir, damit es gemeinsam ko-kreativ und ko-geführt gelingt.“ Zugehörigkeit, Beständigkeit, Sicherheit und Stabilität sind eine Folge davon.

Hinterlassen Sie eine Nachricht